Persuasion im Netz – Bachelor Thesis

Persuasion im Netz 

Argumentative Strategien in Videos über Verschwörungstheorien auf YouTube

 

1. Einleitung

Jeden Tag versorgen uns die Medien mit einer Flut an Informationen. Das Meiste, das wir im Laufe des Tages über Politik, Umwelt und die neusten Trends erfahren, stammt aus dem Internet, Fernsehen, Radio oder einer Zeitung. Diese Informationen, aber auch die Werte, die im Zusammenhang mit ihnen vermittelt werden, beeinflussen unser Wissen – und dieses Wissen kann sich auf unser Weltbild, unsere Einstellungen und unsere Handlungen auswirken.

Ein bekanntes Beispiel der Beeinflussung ist die Werbung, anhand derer meist ganz unverhohlen versucht wird, potentielle Kunden zum Kauf zu bewegen. Da die meisten von uns von klein auf gelernt haben, Werbung von „normalen“ Inhalten eines Mediums zu unterscheiden, meinen wir aber, diesen Persuasionsversuch schon im Vornherein entlarvt zu haben, sodass uns die Werbung nicht weiter beeinflussen könne.

Wie sieht es aber beispielsweise mit Dokumentarfilmen im Fernsehen aus? Hier verlassen sich die meisten wohl auf die Redaktion des Senders, die den Rezipienten vor fehlerhaften und gefährlichen Inhalten schützen kann. Oder sind es die Filme selbst, denen es gelingt, uns anhand bestimmter Strategien von ihrer Glaubwürdigkeit zu überzeugen? Schließlich scheinen sie uns nur objektiv über eine Tatsache oder einen Sachverhalt aufklären zu wollen. Aber würde das auch in Fällen funktionieren, in denen die vermittelten Informationen nachweislich falsch und die damit verbundenen Werte fragwürdig sind?

Auf der Internet-Plattform YouTube kann uns keine Redaktion vor allen Fehlinformationen und fragwürdiger Moral schützen. Im Gegenteil, jeder Nutzer kann hier seine Meinung in einem Video verpackt hochladen und so für Milliarden anderer Nutzer auf der ganzen Welt verfügbar machen. Ob Glaubensgemeinschaften, politische Gruppierungen oder gar Terroristen, jedem Nutzer steht die Plattform als Podest für das Verkünden seiner Version der „Wahrheit“ zur Verfügung. So auch für eine Gruppe von Menschen, für deren Ansichten man im realen Leben wohl nur ein müdes Lächeln übrig hat: Verschwörungstheoretiker, die hinter allem und jedem eine geheime Macht vermuten.

Viele dieser Videos sind von Beginn an auffallend absurd, andere kommen ganz unscheinbar daher. Welche Strategien sind es, mit denen diese Videos versuchen, uns von einer anderen Weltansicht zu überzeugen? Das möchte ich im Rahmen dieser Arbeit herausfinden. Ich werde mich hierbei auf das Gebiet der Verschwörungstheorien konzentrieren, da diese in unserer Gesellschaft nach wie vor weit verbreitet sind und die Vergangenheit gezeigt hat, dass sich aus harmlosen Theorien gefährliche Strömungen entwickeln können, wenn sie genügend Menschen überzeugen.

Da der Fokus der Arbeit auf persuasiven Strategien in Videos von Verschwörungstheoretikern liegen soll, lautet die forschungsleitende Frage: Welche wesentlichen argumentativen Strategien werden in Videos auf YouTube angewendet, die sich mit ausgewählten Verschwörungstheorien befassen?

Um diese Frage zu beantworten, wurden im Rahmen dieser Arbeit verschwörungstheoretische Videos anhand einer qualitativen Inhaltsanalyse untersucht. Um die theoretische Verankerung dieser Analyse zu sichern, beginnt die Arbeit mit einigen Grundlagen und Vorüberlegungen.

Der erste Teil dieser Arbeit, Kapitel 2, dreht sich demnach um das Feld der Medienwirkungen. Welche Merkmale des Kommunikators, welche Eigenschaften des jeweiligen Mediums und welche präkommunikativen Aspekte des Rezipienten für die Wirkung einer medialen Botschaft relevant sind, wird dort dargelegt.

Im zweiten Teil, Kapitel 3, geht es um persuasive Kommunikation. Zunächst werden zwei Modelle vorgestellt, die seit den 1980er Jahren von großer Bedeutung für die Persuasionsforschung sind. Anschließend werden inhaltliche und stilistische Merkmale der Botschaft herausgestellt, die für die persuasive Wirkung von Bedeutung sind.

Der dritte Teil der Arbeit, Kapitel 4, befasst sich schließlich mit dem Phänomen der Verschwörungstheorien. Nach der Erläuterung einiger grundlegender Eigenschaften solcher Theorien wird auf die Relevanz und Verbreitung von Verschwörungstheorien eingegangen, bevor fünf ausgewählte Theorien vorgestellt werden.

In Kapitel 5 wird auf den aktuellen Forschungsstand der zuvor behandelten theoretischen Grundlagen eingegangen. Danach wird in Kapitel 6 das Erkenntnisinteresse und die Untersuchungsmethode geklärt, bevor in Kapitel 7 die gefundenen Kategorien und Grundmuster der Argumentation vorgestellt werden.

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Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Medienwirkungen

2.1 Merkmale des Kommunikators

2.1.1 Glaubwürdigkeit

2.1.2 Attraktivität

2.1.3 Macht

2.2 Das Medium

2.2.1 Die Video-Plattform YouTube

2.2.2 Besonderheiten audiovisueller Formate

2.2.2.1 Authentizität

2.2.2.2 Lerneffekte

2.3 Der Rezipient und seine Einstellung – Konsistenztheorien

2.3.1 Theorie der kognitiven Dissonanz

2.3.2 Inokulationstheorie

2.4 Zwischenfazit Medienwirkungen

3 Persuasive Kommunikation

3.1 Dual-processing-Theorien

3.1.1 Das Elaboration-Likelihood-Modell

3.1.2 Das Heuristisch-Systematische Modell

3.2 Inhaltliche Merkmale der Botschaft

3.2.1 Anzahl und Qualität der Argumente

3.2.2 Explizites und implizites Schlussfolgern

3.2.3 Einseitige und zweiseitige Argumentation

3.2.4 Anordnung der Argumente

3.2.4.1 Klimax- und Antiklimax-Anordnung

3.2.4.2 Primacy- und recency- Effekte

3.2.5 Assimilations- und Kontrasteffekte

3.2.6 Wiederholung und Variation der Argumente

3.3 Stilistische Merkmale der Botschaft

3.3.1 Verwendung von Schemata und Frames

3.3.2 Emotionalität und angstauslösende Appelle

3.3.3 Lebendigkeit der Botschaft

3.3.4 Visuelle Gestaltung

3.3.5 Narrativität

3.3.6 Begleitende Musik

3.4 Zwischenfazit — Persuasive Kommunikation

4 Verschwörungstheorien

4.1 Relevanz und Verbreitung

4.2 Vorstellung ausgewählter Verschwörungstheorien

4.2.1 Chemtrails

4.2.2 Reptiloiden

4.2.3 UFO-Absturz bei Roswell

4.2.4 Protokolle der Weisen von Zion

4.2.5 9/11 TruthMovement

4.3 Zwischenfazit—Verschwörungstheorien

5 Forschungsstand

6 Empirische Untersuchung

6.1 Erkenntnisinteresse

6.2 Wahl der Methode – Qualitative Inhaltsanalyse

6.3 Differenzierung der Forschungsfrage

6.4 Auswahl des Untersuchungsmaterials

6.4.1 Auswahlgesamtheit

6.4.2 Stichprobenumfang und Auswahlregeln

6.5 Ablauf der Analyse

6.6 Pretest

6.7 Gütekriterien

7 Ergebnisse und Interpretation

7.1 Kategorien

7.1.1 Kommunikator

7.1.2 Authentizität

7.1.3 Verständlichkeit

7.1.4 Struktur

7.1.5 Stil

7.1.6 Verschwörungstheoretisches Denken

7.2 Grundmuster

7.2.1 Anonymer Kommunikator

7.2.2 Berichterstattung

7.2.3 Filmen von Belegen

7.2.4 Arrangement

7.2.5 Direkter Vortrag

7.2.6 Sonstige Argumentationsmuster

8 Zusammenfassung und Fazit

Anlagen

I. Literaturverzeichnis

II. Video-Analysen

a) Pretest

b) Haupterhebung

c) Erste Überarbeitung der Kategorien

d) Ausführliche Darstellung der Kategorien (endgültige Überarbeitung)

5 thoughts on “Persuasion im Netz – Bachelor Thesis

  1. Hi Annika, ich interessiere mich ebenfalls sehr für die persuasive Kommunikation im digitalen Umfeld. Wäre es möglich deine Arbeit ganz zu lesen? LG Lea

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